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WERKSTATTVERFAHREN ORANIENBURGER STRASSE

WAS WAREN ZIEL UND ZWECK DES WERKSTATTVERFAHRENS?

In den Gremien der Stadtpolitik werden seit einigen Jahren verstärkt die Themen demografische Entwicklung und die daraus abzuleitenden Bedarfe und Handlungserfordernisse diskutiert. Ein wesentlicher Baustein ist der mögliche Wohnungsbau in zentraler Lage des Stadtteils Hohen Neuendorfs. Bestehende Konzepte für das Areal beidseits der Oranienburger Straße waren an aktuelle Bedarfe und Anforderungen anzupassen, inhaltlich fortzuschreiben und zu konkretisieren.

Die Stadtverwaltung hat hierzu 2023 / 2024 ein sogenanntes „nicht anonymes, integriertes und kooperatives Werkstattverfahren“ zur städtebaulichen Entwicklung dieser zentralen Flächen mit vier Büroteams durchgeführt. Ziel war es, verschiedene Vorschläge für ein neues, lebendiges Stadtquartier entwickeln zu lassen. Dabei sollten Konzepte für vielfältigen Wohnraum für unterschiedliche Zielgruppen entstehen, vorrangig aber stark nachgefragter Geschosswohnungsbau berücksichtigt werden. Entlang der Oranienburger Straße waren Einzelhandel-, Gewerbe- und Dienstleistungsangebote in die Planung zu integrieren. Insgesamt galt es eine angemessene städtische Struktur und Dichte mit attraktiven Grün- und Freiräumen als Bestandteil einer nachhaltigen Entwicklung zu finden.

Die besten Ideen aus den Ergebnissen des Werkstattverfahrens wurden abschließend zusammengeführt und sind in einem Masterplan aufgenommen worden.

WIE LIEF DAS WERKSTATTVERFAHREN AB?

Vor Start des Werkstattverfahrens fand ein offizielles Bewerbungsverfahren statt. 20 interessierte Planungsbüros/Büroteams aus Fachplaner und Fachplanerinnen hatten sich für die Teilnahme am Verfahren beworben.

Aus dem Kreis der zugelassenen Bewerber wurden folgende vier Büros bzw. Teams als Teilnehmer per Los ermittelt:

– ATP architekten ingenieure, Hamburg
– bjp | bläser jansen partner, Dortmund und // studiofutura, Berlin
– KSV Krüger Schuberth Vandreike, Berlin
– Octagon Architekturkollektiv, Leipzig und KRAFT.RAUM, Düsseldorf


Die Teams sollten städtebauliche, landschaftsplanerische bzw. freiräumliche, verkehrsplanerische und funktionale Konzepte für die Entwicklung eines neuen Stadtquartiers erarbeiten.
Die Formulierung der Aufgabenstellung wurde mit der Kommunalpolitik abgestimmt. Es wurde ein Auswahlgremium gebildet, welches sich aus dem Bürgermeister, aus politischen Vertretern der verschiedenen Fraktionen, Mitarbeitenden des Fachamtes der Stadtverwaltung sowie zwei unabhängigen, beratenden externen Fachexpertinnen zusammensetzte und das Verfahren begleitete.

Als Auftakt des Werkstattverfahrens fand am 18. November 2023 gemeinsam mit dem Auswahlgremium und den teilnehmenden Teams eine Einführungsveranstaltung mit Ortsbegehung statt. Im Rahmen der Veranstaltung wurden die wesentlichen Inhalte, Anlass und Ziel des Verfahrens sowie Rahmenbedingungen und Aufgabenstellung erläutert. Rückfragen der teilnehmenden Teams wurden vom Auswahlgremium beantwortet. Damit begann die Arbeitsphase der Teams.
Nach etwa der Hälfte der Bearbeitungszeit fand am 13. Januar 2024 ein Zwischenkolloquium statt, bei dem die Teams ihre ersten Konzeptideen präsentierten. Die Entwürfe wurden mit dem Auswahlgremium eingehend diskutiert und Empfehlungen formuliert, die in die weitere Bearbeitung eingeflossen sind. Das Abschlusskolloquium mit der finalen Präsentation der Entwürfe durch die teilnehmenden Teams fand am 07. März 2024 statt.

In der abschließenden Gremiumssitzung formulierte das Auswahlgremium anhand der vier Entwürfe gemeinsam verschiedene Rahmenbedingungen und Zielsetzungen für die weitere Entwicklung der Areale beidseitig der Oranienburger Straße. Diese Ergebnisse wurden auf ihre planerische Umsetzung hin geprüft und in Form eines Masterplans zeichnerisch und inhaltlich umgesetzt. Der Masterplan formuliert den groben Rahmen für die künftige Quartiersentwicklung, dient als „Leitplanung“ und soll bestehende Planungsideen visualisieren, die im weiteren Verfahren zu konkretisieren sind.

Um das Bauen auf dieser Fläche zu ermöglichen, bedarf es entsprechender Bebauungspläne, die noch zu erstellen sind. Hierbei wird es auch eine weitere umfangreiche Bürgerbeteiligung geben. Da jedoch in einem Bebauungsplanverfahren teilweise sehr technische Begriffe und Kennzahlen verwendet werden, soll der Masterplan auch dazu dienen, die städtebaulichen Ideen zu veranschaulichen um eine breite Diskussionsbasis für die anstehenden Bebauungsplanverfahren zu haben.

WIE WAREN DIE AUSGANGSSITUATION UND DIE RAHMENBEDINGUNGEN DEFINIERT?

Abgrenzung des rd. 25 ha großen Bearbeitungsgebiets (Luftbild © GeoBasis-DE/LGB, dl-de/by-2-0)
Im Zentrum des Stadtteils Hohen Neuendorf hat sich im Gebiet südlich und westlich der Bahnlinien in den letzten Jahrzehnten mit dem neu entwickelten Rathausareal, einem großflächigen Einzelhandelsstandort und den Bereichen mit Stadthalle, Schul-, Sport- und Freizeitangeboten ein nutzungsstrukturelles Stadtzentrum gebildet, das einen weiten Einzugsbereich hat.

Siedlungsstrukturell ist der Stadtteil, wie auch das übrige Stadtgebiet, überwiegend durch Ein- und Zweifamilienhausgebiete unterschiedlicher Epochen geprägt. Angebote im stark nachgefragten Segment des Mietwohnungsbaus gibt es im Stadtteil Hohen Neuendorf sehr wenige. Es besteht ein sehr hoher Bedarf an Mietwohnraum.

Im Rahmen des 2017 erarbeiteten Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes – Wohnungspolitische Umsetzungsstrategie (INSEK-WUS) wurden daher verschiedene „Vorranggebiete Wohnen“ ausgewiesen, welche insbesondere für die Entwicklung des Geschoss-/Mietwohnungsbau vorgesehen sind bzw. in denen der Bestand nachhaltig gesichert und weiterentwickelt werden kann. Für den Stadtteil Hohen Neuendorf wurden drei Gebiete identifiziert. Das größte Areal umfasst die überwiegend unbebauten Flächen nördlich der Bahnlinie, beidseits entlang der Oranienburger Straße. Die Lage in unmittelbarer Nähe zum sog. Stadtzentrum mit Rathaus, Einkaufsmöglichkeiten, Bildungs-, Sport- und Kulturangeboten sowie zu den benachbarten, gut erschlossenen Bestandsgebieten birgt ein großes Potenzial für die Entwicklung von neuem Wohnraum. Durch die Inanspruchnahme von Fördermitteln der Wohnraumförderung besteht außerdem die Möglichkeit sozial gebundene Mietwohnungen zu errichten. Zugleich ergeben sich lagebedingt günstige Voraussetzungen für eine stadträumliche Integration in den bestehenden Stadt- und Landschaftsraum.

Mit dem Werkstattverfahren sollten neue Ideen und Bebauungskonzepte erarbeitet und anhand der Ergebnisse Leitlinien für eine mögliche Entwicklung formuliert werden.

Eine besondere Herausforderung bei der Konzepterarbeitung stellte der Umgang mit der verkehrlich-räumlichen Situation dar. Das Areal wird im Wesentlichen über die Oranienburger Straße erschlossen, die als Bundesstraße (B96) klassifiziert ist.
Sie führt mitten durch die Ortslage von Hohen Neuendorf und bindet in südlicher Richtung an Berlin und in nördlicher Richtung direkt an die A 10 / Nördlicher Berliner Ring an. Die Straße ist stark frequentiert und stellt eine Barriere dar. Da die Erschließung des neuen Stadtquartiers primär nur über diese Straße erfolgen kann, galt es eine tragfähige verkehrliche Anbindung an die B96 zu ermöglichen. Voraussichtlich ist eine Anbindung nur entweder mit einem Kreisverkehr oder einer Ampelkreuzung möglich. Dies bleibt im weiteren Verfahren abzustimmen. Im Sinne des Flächenvorhalts war im Rahmen der Konzepterarbeitung mit einem Kreisverkehr (größerer Flächenbedarf) zu planen.

Auch die Bahntrasse im Süden stellt eine räumliche Zäsur zwischen dem Stadtzentrum und dem zu entwickelnden Areal dar. Die Oranienburger Straße / B96 führt als Brücke über die Bahnanlagen. Hier besteht auch die Querungsmöglichkeit für Radfahrende und zu Fuß gehende. Weitere direkte Verbindungen zwischen Stadtzentrum und Bearbeitungsgebiet sind aktuell nicht vorhanden. Um insbesondere die Fuß- und Radwegeverbindungen in Nord-Südrichtung zu verbessern, sollte daher eine neue Fußgänger-/Radfahrerbrücke vorgesehen werden.

Die Stadt ist über mehrere Haltepunkte an das S- und Regionalbahnnetz angebunden. Der nächstgelegene Bahnhaltepunkt befindet sich südwestlich des Bearbeitungsgebiets und ist aktuell sowohl fußläufig, als auch mit dem Rad oder PKW nur über die umliegenden Straßen zu erreichen, was zu großen Umwegen führt. Hier verkehrt die Regionalbahn (RB 20 Potsdam – Oranienburg). Langfristig wird eine Verlegung des Bahnhaltpunktes in Richtung des Stadtzentrums / Rathauses gewünscht, wobei die Realisierbarkeit dieser Idee unklar ist. Eine mögliche Verlegung sollte jedoch optional in die Konzepte integriert werden.

Das neue Quartier war über Grünverbindungen sowie Fuß-/Radwegevernetzungen städtebaulich und freiräumlich in die umliegenden Bestandsgebiete einzubinden. Das waldähnliche Areal östlich der Oranienburger Straße und der Friedhof am westlichen Rand des Bearbeitungsgebiets waren als prägende Grünstrukturen zu erhalten und konzeptionell zu integrieren.

WAS WAREN DIE ERGEBNISSE?

Die teilnehmenden Teams haben in enger Abstimmung mit dem Auswahlgremium vier qualitativ hochwertige und konzeptionell unterschiedliche Entwürfe erarbeitet. Diese zeigen eine große Bandbreite an Entwicklungsmöglichkeiten für das neue Stadtquartier.

Die vier eingereichten Entwürfe wurden durch das Auswahlgremium auf ihre Qualitäten und Umsetzungsmöglichkeiten für Hohen Neuendorf hin geprüft und diskutiert. Abschließend wurden durch das Gremium gemeinsam die städtebaulichen, freiräumlichen, verkehrlichen und architektonischen Inhalte und Zielstellungen für das weitere Verfahren abgestimmt. Diese wurden dann in einen Masterplan überführt.

WAS IST EIN BZW. DER MASTERPLAN?

Ein Masterplan bildet eine grobe planerische Grundlage für die künftige Entwicklung eines Quartiers. Bevor im Detail geplant werden kann, müssen erst einmal die groben städtebaulichen Strukturen geklärt werden, wie z.B.:
Wo sollen sich die Gebäude befinden?
Wo wird es Grünflächen geben?
Wie sollen die Straßen verlaufen?

Zur Festlegung solcher städtebaulicher Grundstrukturen wird ein Masterplan erstellt. Er bildet eine grobe planerische Grundlage die Höhe, Tiefe und Anordnung von Gebäuden sowie die Größe und Formgebung von Park- und Freiflächen dargestellt.

Ein Masterplan stellt somit die Absichtserklärung dar und muss dabei ein fortschreibungsfähiges, flexibles Konzept bieten, das sich an mögliche Änderungen der Rahmenbedingungen während des weiteren Planungsprozesses anpassen kann.
(© Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg)

… oder wie die Stadt Königswinter es treffend formuliert: Masterpläne sind weder Hirngespinste, noch lästiges Beiwerk, sondern städteplanerische Navigationshilfen.
(© Stadt Königswinter; Einführung in das Thema Masterplan)

Im Folgenden werden die vier Entwürfe und der Masterplan anhand ausgewählter Darstellungen und erläuternder Texte vorgestellt.

ENTWÜRFE DER PLANUNGSTEAMS

ATP architekten ingenieure
Präsentationsplan 1, © ATP architekten ingenieure, 2024
Präsentationsplan 2, © ATP architekten ingenieure, 2024
Präsentationsplan 3, © ATP architekten ingenieure, 2024
bjp | bläser jansen partner und // studiofutura
Präsentationsplan 1, © bjp | bläser jansen partner und // studiofutura, 2024
Präsentationsplan 2, © bjp | bläser jansen partner und // studiofutura, 2024
Präsentationsplan 3, © bjp | bläser jansen partner und // studiofutura, 2024
KSV Krüger Schuberth Vandreike
Präsentationsplan 1, © KSV Krüger Schuberth Vandreike, 2024
Präsentationsplan 2, © KSV Krüger Schuberth Vandreike, 2024
Präsentationsplan 3, © KSV Krüger Schuberth Vandreike, 2024
Octagon Architekturkollektiv und KRAFT.RAUM
Präsentationsplan 1, © Octagon Architekturkollektiv und KRAFT.RAUM, 2024
Präsentationsplan 2, © Octagon Architekturkollektiv und KRAFT.RAUM, 2024
Präsentationsplan 3, © Octagon Architekturkollektiv und KRAFT.RAUM, 2024

DER MASTERPLAN

GRUPPE PLANWERK
Präsentationsplan 1, © GRUPPE PLANWERK GP Planwerk GmbH, 2024
Präsentationsplan 2, © GRUPPE PLANWERK GP Planwerk GmbH, 2024
Präsentationsplan 3, © GRUPPE PLANWERK GP Planwerk GmbH, 2024
Stadt Hohen Neuendorf
Rathaus
Oranienburger Straße 2
16540 Hohen Neuendorf

www.hohen-neuendorf.de
Herr Oleck
FBL Bauen
2. OG, Zimmer N_1.14
Telefon: 03303 528 122

bauen@hohen-neuendorf.de
Herr Luchterhand
FDL Planung, Hochbau, Klimaschutz
2. OG, Zimmer N_1.15
Telefon: 03303 528 143
luchterhand@hohen-neuendorf.de
Frau Fritzsch
SB Stadtplanung

2. OG, Zimmer N_1.16
Telefon: 03303 528 163
fritzsch@hohen-neuendorf.de